Kerncurriculum
5. Umsetzung
5.4 Kommunikation als Ressource nutzen
Methoden
- Kommunikationsstile
Beschreibung
Bei dieser Übung geht es darum, grundlegende Aspekte unserer Kommunikation anzuschauen. Entdeckt, wie sich die Interaktion mit den unterschiedlichen Arten der Mitteilung verändert. Wie weit kannst du den Partner an dem teilhaben lassen, was du wahrnimmst und erlebst?
Wie weit bist du imstande, dein Gegenüber zu verstehen? Wie weit fühlst du dich ihm verbunden, in seine Erlebniswelt einbezogen?
Bildet Kleingruppen (4-6) Ins Gespräch kommen: 3 Minuten ohne Einschränkungen miteinander sprechen, um ein gemeinsames Thema zu finden. Unterhaltet euch ganz locker über etwas Beliebiges.
Nun überdenkt, jeder für sich die Kommunikation. Was ist dir aufgefallen?
Worüber habt ihr gesprochen? In welcher Art? Habt ihr einander wirklich angesprochen, oder Sätze in die Runde geworfen?
Nun wird das Gespräch nach bestimmten Regeln geführt (je 3 Min.):
Es-Aussagen: In den nächsten 3 Minuten gelten folgende Einschränkungen im Gespräch: Jeder Satz soll eine Aussage sein, die mit „Es“ beginnt. Fragen sind nicht erlaubt.
Reflexion: Wenn ich einen Satz mit „Es“ beginne, ist das Subjekt ins Außen verlegt. Irgendwo außerhalb, weder ein Teil von mir noch von dir. Es ist sonderbar, dass wir so miteinander kommunizieren. In manchen Kulturen gibt es das nicht. Da finde ich es sonderbar, oder du.
Man-Aussagen: Alle Sätze beginnen nun mit „Man“.
Reflexion: Einen Satz mit „Man“ zu beginnen kann geschehen in der Absicht, das Gegenüber in die Defensive zu drängen. Eine andere Art, nicht von mir zu sprechen, einen allgemeinen Konsens zu implizieren, mein Gegenüber zu manipulieren; die Verantwortung nicht zu tragen.
Wir-Aussagen: Im Folgenden Kurzgespräch werden alle Feststellungen mit „Wir“ anfangen. Fragen sind nicht erlaubt. Reflexion: Ein Wir kann Gemeinsames betonen, ähnliche Anschauungen.
Gleichzeitig können Wir-Aussagen Erfahrung verdünnen: weder ich noch du bist es konkret. Es kann Differenzen übertünchen. Prüfe, inwiefern Wir-Aussagen Maskerade einer Ich-Aussage sind.
Fragen: Jetzt stellt einander nur noch Fragen. Beliebige, die sich hier und jetzt anbieten, aber ohne eine einzige Antwort.
Reflexion: Fragen lenken die Aufmerksamkeit auf mein Gegenüber, bringen in Zugzwang. „Warum“-Fragen können versteckte Kritik sein. Umwandlung der Fragen in Ich-Aussagen: Erinnert euch (gegenseitig) der Fragen, die ihr gestellt habt und wandelt diese in Ich-Aussagen. Z.B.: „Warum hast du heute keine Brille auf?“ „Ich sehe, du trägst heute keine Brille.“, „Ich finde, ohne Brille wirkst du anders“...
Reflexion: Wenn ich meine Fragen in Ich-Aussagen zurücknehme, nehme ich die Verantwortung für meine Einstellung, Wünsche ...
Ich-Du-Aussagen: Der letzte Durchlauf der Sensibilisierung für Kommunikationsstile besteht aus Ich-Du-Aussagen. Jeder Satz beginnt mit „Ich“ und bezieht sich auf dein Gegenüber. „Ich wundere mich über dich“. „Mir fällt auf, dass du...“ Fragen sind nicht erlaubt.
Reflexion: Ich-Du-Aussagen sind der gültigste Ausdruck meiner Wahrnehmung. Ich übernehme Verantwortung für das, was ich sage. Austausch in der Kleingruppe: Wie leicht ist Euch das Einhalten der Regeln gefallen? Was für Unterschiede fallen Dir auf bei den unterschiedlichen „Gesprächskulturen“? Was bedeuten diese für die Qualität der Unterhaltung und die Stimmung in der Kleingruppe?
Sharing in der Großgruppe: Was ist deine Rolle in der Gruppe? Welchen Auftrag hast du dir auferlegt? Zieht Bilanz daraus, was ihr aus den versch. Kommunikationsstilen gelernt habt.
Material
Evtl. Gong, Eieruhr, um je 3 Minuten zu terminieren
Hintergrund
Es ist erstaunlich, wie sich viele Beziehungen klären und das Verständnis vertieft werden kann, wenn wir die Art uns auszudrücken anpassen.
Zeitaufwand
45 Minuten
Quelle
Sofie Hofer nach John O. Stevens “Die Kunst der Wahrnehmung. Übungen der Gestalttherapie”, 1975
- Kreisübungen
Beschreibung
1. Laufübungen
Die Übungen dienen zur Konzentration und sollen möglichst, wie alle Übungen, ohne Worte durchgeführt werden. Je größer die Ruhe im Raum, je effektiver sind die Übungen. Auf perfekten Stopp achten (Impuls kommt vom Leiter). Augen horizontal, vom Bauchnabel ausgehen, freundlich sein, positiv und schnell laufen, aber nicht rennen. Mit Ziel gehen. Auf einen Begriff hin spontan und schnell Bilder entstehen lassen. Alle Akteure sind eng beieinander. Eine Art Skulptur entsteht. Z.B. Schiff, Baum, Brücke, Burg, Traktor usw. Die Begriffe kommen aus der Gruppe. Gefördert wird die Blitzentscheidung. Nicht konstruieren oder diskutieren. Es kommt nicht darauf an, dass die Figuren perfekt sind. Die Bilder/ Skulpturen in Zeitlupe leben lassen … (Bewusstwerdungsphase) Mit Ziel gehen (z.B. auf dem Bahnhof am Montagmorgen). Ich treffe einen vermeintlichen Bekannten aus einem vergangenen Urlaub und „texte ihn zu“ mit Geschichten von damals. Nur einer spricht, der andere hört sich das eine Weile an und unterbricht dann mit den Worten: „Übrigens, was ich dir schon immer mal sagen wollte……“, es folgt eine kurze „Beziehungsabrechnung“ wobei alles Negative aufgezählt werden kann, was spontan assoziiert wird. Trotzdem nicht schreien.
Typische aber sehr effektive und lustige Freisprechübung.
Nach lauten Sprechübungen eignet sich diese Übung der Stille: Die Partner stehen sich gegenüber mit 1 m Abstand. Auge in Auge. Hände vor der Brust gegeneinander legen, Arme über die Mitte in die Streckung über Kopf führen, dabei einatmen, Arme seitlich nach unten führen, ausatmen, in den Atemfluss kommen.
Wir wiederholen diese Bewegung, wobei die Kreisbewegung erst kleiner wird und sich schließlich ganz verliert. Dann stehen wir einige Zeit und schauen den Partner nur an. Versuchen die Gedanken anzuhalten und lernen sich auszuruhen in den Augen des Partners. Blickkontaktängste können überwunden werden …
2. Emotionskreis mit Text
Übungsziel : Erweiterung des „Emotionsarchivs“. Emotionsbreite und emotionale Öffnung werden gefördert. Richtig tiefes Hineingehen in alle Variationen jeder Emotion ist das Ziel. Der Leiter soll vorerst die Emotionen initiieren, später können sie auch aus der Gruppe reihum kommen. Zu häufiger Leiterwechsel in kurzen Intervallen bringt nichts. Jeder Leiter sollte mind. 20-30 Min. am Werk sein um alle Möglichkeiten dieser Übung auszuloten. Die vorgeschlagenen Emotionen sollen eindeutig sein. Z.B: vergnügt, traurig, streng, nadel-piecksend, dicker Mann oder Frau mit vollgegessenem Bauch, etwas befehlen, etwas nicht glauben, etwas riesiges gesehen haben usw. Der Text wird mit der vorgeschlagenen Emotion vollständig durchgegangen, dabei die Emotion nicht verändern. Auf Eindeutigkeit achten.
Dies ist eine Kreisübung. Angefangen wird mit verschiedenen physischen Bewegungen die anfangs vom Leiter vorgeschlagen werden und von der Gruppe nachgemacht werden. Dabei wird „in den Körper gehört“ welche Emotionen diese Bewegungen provozieren. Nach einiger Zeit wird ein Text aufgenommen. Der Leiter spricht als erster, die anderen wiederholen im selben Sinn, mit derselben Emotion. Das kann ein Phantasietext sein. Worte die keine konkrete Bedeutung haben eignen sich am Besten. Mein Textvorschlag war „Kowatschi ... usw.“. Es ginge aber auch: „Ein Hund kam in die Küche ...“ oder ein anderer bekannter deutscher Kurztext.
Der Kreis kann sich drehen, vergrößern oder verkleinern sogar für einige Sekunden auflösen. Den Energiefaden nicht reißen lassen. Offene Augen und ständiger Kontakt vom Leiter zu
allen im Kreis ist entscheidend.
Kowatschi
Kowatschi Bitorio Ba
O Ba Kowatschi
Sinze noi noi noté
Abima eiwo
Watakurana eiwo e
Eiwo watakurana eiwo
3. weitere Kreisübungen (sitzend):
Black out: ein Akteur in der Mitte bekommt ein Wort und improvisiert mit diesem Wort ähnlich dem Brainstorming. Das soll solange wie möglich gehen. Bekommt er ein „Black out“ stellt sich die Frage in welche Sackgasse er sich hineingeredet hat. Evtl. neues Wort geben. Die Geschichten müssen weder witzig, wahr oder rhetorisch richtig sein. Stop and go: dies ist eine rein physische Übung für einen Akteur in der Mitte des Kreises. Dabei sind schnelle, überraschende Wechsel im Kreis hin zu konkreten Kontaktpersonen gefragt. Bei Blickkontakt erfolgt der perfekte Stopp. Den Stopp solange halten bis ich weiß, wohin es als nächstes gehen soll. Keine Hektik, normal atmen, unvorhergesehen agieren d.h. versuchen den Rhythmus zu variieren. Wenn dies gut läuft zusätzlich mit Wort probieren wie bei „Black out“.
Hintergrund
Inspiriert durch die Theaterarbeit von Julian Knab. Schulung von Stimme, Körperwahrnehmung, Emotion, Übergang zu darstellendem Spiel und Improvisation, „Auftreten“ vor der Gruppe.
Zeitaufwand
Je nach Spiellaune mind. eine Stunde
- Gib mir ein A – AAAAAA!
Beschreibung
Alle TN stehen im Kreis. Zunächst gibt der Spielleiter einen Vokal ein, der nun von TN zu TN weitergegeben wird und möglichst vielseitig variiert werden soll. Nach einigen „Aufwärmrunden“ lösen sich die TN aus dem Kreis und gehen im Raum umher – Begegnungen sind erwünscht – sie tönen mit unterschiedlichen Vokalen, die der Spielleiter eingibt. „Gib mir ein A!“ Alle antworten mit einem „Aaaa“ und variieren diesen Vokal. Hat dieser Vokal Einfluss auf meine Stimmung? Wie begegne ich den anderen TN, die ihre „A“ auf andere Weise äußern? Lasse ich mich „umstimmen“, bleibe ich in meiner „Stimmung“, werde ich „überstimmt“?
Material
keines
Hintergrund
Das Spiel mit der Variation von Lauten und Geräuschen ermutigt die TN mit ihrer Stimme befreiter umzugehen. In aller Regel entwickeln sich „Dialoge“ – hier kann ein Freeze eingesetzt
werden, um z.B. alle TN an einem Dialog teilhaben zu lassen. Welche Stimmungen wurden „transportiert“?
Zeitaufwand
zu 20 Minuten
- Koffertragen
Beschreibung
Als klassische Einstiegsübung können die TN im Kreis stehend eingeladen werden, sich viele Koffer in allen Größen und Gewichtsklassen in der Kreismitte vorzustellen. Vielleicht liegen sie auf einem Gepäckband und jeder wartet bis sein Koffer kommt, den er dann entgegen nimmt.
Mit seinem unsichtbaren Koffer geht der TN im Raum umher. Durch die Spielleitung werden verschiedene Eingaben gemacht: Tempi von 1 – 5, Emotionen, Wetterlagen (Kälte, Hitze, Regen …) Situationen (Dunkelheit am Bahnhof), Ticks, verschiedene Transportmöglichkeiten ausprobieren, wenn der Koffer zu schwer ist. Zum Abschluss erhalten die TN die Aufgabe, ihren Koffer ins Gepäckfach zu packen oder in einem Schließfach zu verstauen.
Material
Keines, allerdings kann ein schöner alter Koffer hier sehr inspirierend wirken und zu weiteren Spielhandlungen einladen.
Hintergrund
Spielfreude mittels eines imaginierten Requisits erleben
Zeitaufwand
5-10 Minuten
Tipp
Der Koffer lädt zu weiteren Spielhandlungen ein: Imaginieren, was im Koffer ist – Kofferübergabe als geheime Aktion (hierfür darf nur ein imaginierter Koffer verwendet werden) - Etablierung
der Bühne mit einem Requisit: TN erhält Auftrag mit dem Koffer aufzutreten – entweder indem er ihn mitbringt oder ihn auf der Bühne vorfindet. Hier kann eine kleine improvisierte Szene entwickelt werden.
- Liegen, Sitzen, Gehen, Stehen
Beschreibung
Suche dir einen Platz im Raum an dem du die folgende Übung beginnen willst. Breite eine Decke/Matte auf dem Boden aus und leg dich hin. Die meisten unserer frühen Lebenserfahrungen machen wir im Liegen. Deshalb beginnt diese Übung auch im Liegen. Mach es dir bequem. Strecke, dehne und rekle dich. Stell dir die Fragen: Wie lieg ich auf dem Boden? Wo liegt mein Körper auf dem Boden auf? Trägt mich der Boden…fühle ich mich getragen? Erkunde den Boden um dich herum mit deinen Händen. Hebe deine Hände jetzt hoch über deine Brust, strecke sie nach oben. Nimm die inneren Impulse und Gefühle wahr, die deine Körperempfindungen begleiten. Lassen sie da sein, ohne Kommentar. Lass die Hände noch oben. Was kannst du in dieser Lage mit deinen Händen machen ... streicheln … greifen …? Komm nun langsam vom Liegen ins Sitzen. Wie bist du ins Sitzen gekommen? (Abstützen der Hände, Aufstützen der Ellenbogen … Anziehen der Bauchmuskulatur? Wie hast du das gemacht? Was kannst du jetzt sehen, welche neuen Perspektiven haben sich dir eröffnet? Werde dir darüber klar, mit welchen Körperstellen du den Boden berührst, wenn du sitzt. Welche Bewegungsmöglichkeiten eröffnen sich dir im Sitzen? Bereite jetzt den Übergang zur nächsten Ebene vor, indem du leicht deine Füße massierst. Geh jetzt wie im Zeitlupentempo in den Vierfüßerstand ... und komme daraus langsam zum Stehen. Spüre den Boden unter deinen Füßen. Richte dich innerlich zu einer Haltung auf, die dir angenehm ist. Nimm bewusst die Perspektivenänderung wahr, die sich dir durch den Höhenwechsel ergeben hat. Wie ist das Gefühl hoch aufgerichtet zu sein? Probiere jetzt die Bewegungsmöglichkeiten aus, die du im Stand hast. Drehe zum Beispiel den Kopf, den Oberkörper, das Becken (ohne dass du den Stand verlässt) nimm die Arme dazu, beuge dich nach vorne, wippe ...
Stelle dir zunächst deinen ersten Schritt nur vor. Geh jetzt ganz bewusst ein paar Schritte. Wechsle das Tempo, werde schneller … und verlangsame...fast bis zum Stillstand. Such dir jetzt ein Ziel im Raum.
Werde dir deiner Hüfte bewusst, richte sie auf das Ziel und lasse dich von ihr zum Ziel führen. Zentriere deine Aufmerksamkeit jetzt auf die Brust. Sie zieht dich jetzt zu deinem Ziel. Und nun lege deine Kraft in die Augen, visiere dein Ziel an und folge der Richtung deines Blickes. Du kannst diese Arten zu gehen auch mit verschiedenen Tempi variieren. Nimm wahr, wie du … bewegst, verlangsame, übertreibe, intensiviere, wiederhole … Gehe nun absichtslos durch den Raum, du bist der Körper, der dich trägt. Evtl. hier Musik zuspielen und ins Tanzen kommen.
Material
Für jeden TN Decke oder Matte zum Darauflegen am Beginn der Übung
Hintergrund
Ziel: Wahrnehmung von Körperempfindungen schärfen, Handlungsspielraum erleben, Zielhandlung vorwegnehmen, Erfolgserlebnisse!
Zeitaufwand
30 Min.
Tipp
ohne Musik, die lenkt hier zu sehr von den Körperempfindungen ab!
Quelle
Sofie Hofer in Anlehnung an: Kurt F. Richter „Erzählweisen des Körpers. Kreative Gestaltarbeit in Therapie, Beratung, Supervision und Gruppenarbeit“ 2011
- Blau – ja - au
Beschreibung
Die TN bilden Paare und üben sich im „Dialog“ mit ungewöhnlicher Sprache. So spricht ein Paar lediglich mit den Worten Blau, ein anderes hat ausschließlich die Worte „Ja und Nein“ zur Verfügung, die je an eine Person gebunden sind, ein weiteres Paar kommuniziert nur mit Lauten.
Material
keines
Hintergrund
Nach der Präsentation können die Zuschauer mutmaßen, was Gegenstand der Unterhaltung war. Sensibilisierung der Wahrnehmung von Körpersprache und Stimme.
Zeitaufwand
5 min Partnerarbeit, pro Paar 2 min Präsentation