Kerncurriculum
5. Umsetzung
5.1 Ganzheitliches Körperempfinden
Methoden
- Stumme Zeugenschaft
Beschreibung
In Triaden:
Erzähle während 10 Minuten, wie du dich fühlst, was du gerade erlebst. Lass deine Gedanken frei fließen. Die beiden anderen sind jew. stille Zuhörende bei deinem Erzählen. Du bist eingeladen auf körperliche und verbale Kommunikationen wie Intervenieren, Kopfnicken, Stirnrunzeln, Augenbrauchen hochziehen, mit den Fingern trommeln, an die Schulter fassen etc. zu verzichten. Reihum jeweils 10 Minuten, während die anderen beiden zuhören. Die Zuhörer achten darauf, wann es Zeit ist zu wechseln. Sharing in der Runde Wie war es zuzuhören? Ist es dir leicht gefallen? Was hast du dabei gedacht? Wie hast du dich dabei gefühlt, nicht zu reagieren? Ist es dir gelungen? Wie war es für dich zu sprechen? Wie hast du dich gefühlt? Was für Körperempfindungen haben dich begleitet?
Material
großer Raum oder benachbarte kleine Räume Hintergrund Metaebene: Es geht um das Üben des wertfreien Zuhörens. Das gibt Anlass sich zu sortieren, eigene Ziele zu definieren. Zugewandtheit in der Gesprächskultur entwickeln und pflegen. Zurückgeworfen auf die eigene Stärken und Kompetenzen lernt sich der/die Erzählende in der Gruppe neu kennen. Außerdem wird eine Sensibilisierung für (unbewusste) nichtsprachliche Äußerungen erreicht.
Zeitaufwand
30 Minuten und Sharing je nach Gruppengröße einplanen
Quelle
Klassische Arbeit der Gestalttherapie
- Wahrnehmungsverarbeitung
Beschreibung
Auf deinem Platz liegt eine Zeitschrift. Setz dich hin und nimm sie auf den Schoß. Schließ die Augen. Schau, wie du sitzt. Spür deine Füße, deine Hände, deine Haut, deine Atmung, deine Kleidung. Was fühlst du Wärme, Kälte…?
Öffne die Augen, schlag deine Zeitschrift auf und richte deinen Blick auf das erste Bild. Achte auf die Wirkung. Was fühlst du, Wärme, Kälte, achte auf deine Atmung, wie fühlt sich deine Haut an, kribbelt es, fühle dein Inneres, gibt es einen Rhythmus, ist es beklemmend oder bedrückend, Freude, Aggression, was verändert sich, es darf sich verändern …?
Betrachte das Bild auf der gegenüberliegenden Seite (oder blättere weiter)
Runde: Was ist bei dir passiert, was hast du erlebt?
Erläuterung: Einführung des SIBAM-Hauses (Einteilung aus der Traumatherapie: Somatic Experiencing): SIBAM meint die fünf organisierenden experimentellen Systeme im Gehirn: Empfindungen (sensation), innere Bilder (images), Verhalten (behavior), Gefühle (affect), Bedeutung (meaning). Wo befinde ich mich beim Anschauen des Bildes? Wie oft wechsle ich das Register? Kann ich willentlich bei einem bestimmten Register bleiben? Was davon fällt mir am leichtesten? Was fällt mir schwer?
Material
1 Zeitschrift (mit Fotos!) pro TN
Hintergrund
Ziel ist es tiefer und detaillierter zu spüren. Es geht manchmal um Millimeter. Es ist hilfreich für mich als eigenverantwortliches Wesen, zu wissen, aus welcher Perspektive ich gerade schaue. Dann kann ich sie auch willentlich ändern.
Als Anleitung ist es unerlässlich z. B: aus dem Register „Bedeutung“ zurücktreten zu können und einen wertfreien Blick einzunehmen. „Nachhaltige Erziehung kann nur gelingen, wenn wir uns in Erziehungsdialogen präsenter, zugewandter, prinzipiell ermutigender sowie grundsätzlich selbstreflexiv zu bewegen lernen.“ (Rolf Arnold, „Aberglaube Disziplin“)
Zeitaufwand
10 Minuten und Zeit für Runde je nach Gruppengröße einplanen
Tipp
Zeitschriften vor der Übung auf den Platz legen, daher bietet sie sich nach einer Pause an.
Quelle
Sofie Hofer in Anlehnung an Manfred Reichert. Einteilung der 5 Systeme (SIBAM) aus Somatic Experiencing (vgl. z.B.: Peter Levine „Verwundete Kinderseelen heilen“)
- Gefühlsorchester
Beschreibung
Alle TN stehen im Kreis. Es werden verschiedene Gruppen mit unterschiedlichen Gefühlen gebildet, die dieses Gefühl als Laut von sich geben, sobald der Dirigent (TN in Mitte des Kreises) auf sie deutet. Der Dirigent erhält zuvor Anweisungen durch den Spielleiter, wie er das Gefühlsorchester dirigieren soll.
Material
z.B. 1 kleiner Stock
Hintergrund
Stimme und Stimmung können einander beeinflussen
Zeitaufwand
5 - 10 Minuten
- Wie geht es mir
Beschreibung
Alle TN stehen im Kreis. Reihum zeigt jeder TN eine Geste, Haltung, Mimik, die seine momentane Befindlichkeit ausdrückt. Die TN im Kreis versuchen diese zu deuten, indem sie die Befindlichkeit benennen. Der
TN bestätigt oder dementiert die Deutung.
Material
keines
Hintergrund
Aufmerksamkeit, körperliche Ausdrucksfähigkeit, Wahrnehmung Decodierung der Körpersprache
Zeitaufwand
ca. 10 - 15 Minuten
Tipp
Die TN können die Darstellung spiegeln und benennen dann, welche Empfindungen sie damit ausdrücken würden. Die Befindlichkeit kann zuerst benannt werden und die TN finden dazu eine Geste, Haltung, Mimik. Der TN wählt eine Darstellung, die seine
Befindlichkeit am besten zeigt.